Mit „Machtdistanz“ meine ich eine der sechs verschiedenen von Geert Hofstede beschriebenen Kulturdimensionen.
Was ist damit gemeint?
In verschiedenen Kulturen gibt es einen unterschiedlichen Umgang mit Menschen, die entweder Macht haben oder denen Macht zugesprochen wird. Im Extremfall werden diese Menschen quasi „auf ein Podest“ gestellt, umgangssprachlich könnten wir sagen, dass die anderen „buckeln“ (müssen). Wobei auch das von mir schon kulturell gefärbt ist.
Für viele, die so geprägt sind, ist es völlig selbstverständlich, dass es „die da oben“⤴️ und „die da unten“ ⤵️. Das kann auch ein gewisses Gefühl von Sicherheit geben, „zu wissen, woran man ist.“
Ich kann mich noch gut an einen meiner Ferienjobs nach meinem Abitur erinnern. Ich arbeitete vertretungsweise am Empfang eines produzierenden Unternehmens 🏭. Da beide Personen, die sonst dort arbeiteten, im Urlaub waren, hatte ich als Aushilfe die Aufgabe, sowohl ans Telefon📞zu gehen – seinerzeit eine ziemlich große Anlage mit vielen Knöpfen – als auch die Schranke zu bedienen, wenn ein Fahrzeug ins Firmengelände wollte.
An einem Morgen hupte es heftig an der Schranke, ich war gerade am Telefon und konnte von dort den Knopf für die Schranke nicht erreichen. Es hupte weiter, ich erklärte das dem Anrufer, legte den Telefonhörer zur Seite, lief näher an die Pförtnerscheibe und sah, dass es der Vorstandsvorsitzende war. Später erhielt ich noch einen Anruf 😠 dass ich dafür sorgen soll, dass ich immer und sofort die Schranke öffne, sobald sein Wagen vorfährt.
Ein klares Beispiel für hohe Machtdistanz.
Schon damals fragte ich mich, wer denn wichtiger ist, die Kunden oder der Vorstand 🤔?
Heute habe ich den Eindruck, dass vielen von uns an einer Arbeit auf Augenhöhe gelegen ist. Dafür spricht für mich auch, dass wir uns auch im Business-Kontext immer öfter duzen.
In einer meiner ersten Angestelltentätigkeiten nach meinem Studium als Assistentin des Geschäftsführers Marketing/Vertrieb hatte ich mich mit einer Sachbearbeiterin angefreundet und wir duzten uns, womit mein Chef seinerzeit nicht einverstanden war.
Ich merke, dass ich heute noch schneller beim Du bin.
Du oder Sie? Was ist dir, was ist Ihnen lieber?
